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2024 / 04 /17

Erzählen im Dokumentarfilm
Maria Lisa Pichler @ Cinema Next Breakfast Club, Diagonale 2024

https://www.cinemanext.at/sichtweisen/maria-lisa-pichler

Der folgende Text war Maria Lisas Input beim Cinema Next Breakfast Club auf der Diagonale 2024 zum Thema „Alles außer Spielfilm“.

Maria Lisa Pichler studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien im Fachbereich Kunst und Film bei Thomas Heise, seit 2021 im Masterstudium Schnitt an der Filmakademie Wien. Maria Lisa ist freiberuflich als Editorin und Regisseurin tätig. Auf der Diagonale lief ihr Langdokumentarfilm Mâine Mă Duc – Tomorrow I Leave (realisiert gemeinsam mit Lukas Schöffel).


2024 / 04 / 06

Filmrezension Mâine Mă Duc - Tomorrow I Leave @ Kronenzeitung, 06.05.2024,
by Hannah Michaeler

https://www.krone.at/3324324

“Neun Stunden, 29 Minuten zeigt das Navi an. Die Sonne geht unter, als Maria sich in den Grenzstau einreiht. Als sie die Grenze passiert, geht sie wieder auf. Zwei Tage im Monat verbringt die Rumänin im Auto zwischen ihrer Heimat und Österreich. Dort pflegt sie eine Seniorin – wie so viele ihrer Landsfrauen.„Mâine Mă Duc – Tomorrow I Leave“ heißt die intime Dokumentation der gebürtigen Judenburgerin Maria Lisa Pichler und des Wieners Lukas Schöffel, die die Pflegerin begleitet. Im Fokus steht dabei nicht ihre Arbeit, sondern die Gemeinschaft, die sie zurücklässt. Denn in Rumänien sind viele weg: Väter, Söhne, Mütter, Töchter. Sie fahren Lastwägen durch Europa, ernten Spargel und pflegen Alte. Zurück bleiben Kinder und Großeltern.

Maria ist nicht bitter. Sie geht nicht gerne, und doch ist die Anfang 40-Jährige stolz, ihre Familie ernähren zu können. Pflege bedeutet auch Hoffnung. Pichler und Schöffel zeigen das Spannungsfeld zwischen dem Geld, von dem die ganze Familie lebt, und den unterschwelligen Vorwürfen, die die Großeltern und Teenager der Frau machen: „Mâine Mă Duc“, sagt sie immer wieder. „Morgen fahre ich.“

Was ist die Alternative? 150 Euro im Supermarkt zu verdienen? Was wollt ihr werden, fragen sich Jugendliche einmal gegenseitig. Sie sitzen im Gras und denken an ihre Zukunft als Zahnärzte, Psychologen, Veterinäre. „Wo wollt ihr arbeiten?“ – „In Rumänien.“ – „Was würde euch dazu bringen, wegzugehen?“ – „Geld.“„Mâine Mă Duc“ ist ein faszinierendes, einfühlsames Porträt einer Community. Die Dokumentation sucht keine Schuldigen und richtet doch den Blick auf ein System, in dem es (zu) viele Missstände gibt.